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1.)
Einleitung
Ein fester Bestandteil der fachlichen und disziplinarischen
Führung ist es, Gespräche zu führen. Mehr als 80% der Führung
besteht aus Kommunikation. Es gibt dabei eine Vielzahl an verschiedenen
Gesprächsanlässen. Die Gesprächsanlässe können dabei verschieden
sein und sind oftmals mit sehr viel Fingerspitzengefühl verbunden.
Sie werden eine Reihe an Techniken und und Methoden benötigen
um eine Vielzahl der Gespräche optimal führen zu können. Dieses
Kapitel soll Ihnen dabei eine Reihe an Hilfestellungen hierfür
liefern.
2.) Dialogisches
Führen
Um dialogisch führen zu können, benötigen Sie grundsätzlich eine
Einstellung zum Dialog (also das Gegenteil vom militärischen Kommunikationsstil);
also eine dialogische Einstellung.
Dialogische Einstellung bedeutet die grundsätzliche Unterschiedlichkeit
zweier Menschen in Wahrnehmung und Bewertung anzuerkennen und
zum Augsangspunkt des Gespräches zu machen. So tragen zwei Seiten
ihre "Ausschnitte" zusammen und gestalten gemeinsam ein größeres
Bild. Das Weltbild wird also erweitert.
Dialogisches Verhalten heißt:
- neugierig sein
- andere Sichweisen einschließen und nicht ausgrenzen
- Beschlüsse auf breitem Konsens fördern
- Umsetzen und nicht durchsetzen
- zum Gespräch einladen, den annderen Besuchen, bei ihm zu Gast
sein
- die andere Sichtweise wirklich verstehen wollen
- dazu viele neugierige Fragen stellen ohne zu verhören
- möglichst viele Sichtweisen und Alternativen heranziehen
- gemeinsam erarbeiten und nicht vorsagen und bestimmen
Wenn Ihnen das gelungen ist, dann gehen Sie anders aus dem Gespräch
heraus wie Sie hineingegangen sind. Das ist das Gütekriterium
eines Dialogs.
3.) Gesprächsführung
Sie als Führungskraft haben die Möglichkeiten das Gespräch stark
nach Ihren eigenen Vorstellungen zu führen bzw. zu steuern oder
aber, die Steuerung weitgehend dem Mitarbeiter überlassen. Die
folgende Abbildung zeigt die verschiedenen Gesprächsstile, wobei
die Grenzen zwischen den einzelnen Stilen fließend sind.
Für die Gespräche mit Mitarbeitern ergeben sich fünf Gesprächsformen:
das direktive Gespräch
Der Vorgesetzte steuert das Gespräch nach eigenem Gutdünken. Die
Belange des Mitarbeiters werden vernachlässigt.
der Dialog
Im Dialog tauschen sich Vorgesetzter und Mitarbeiter wechselseitig
Informationen aus. Der Vorgesetzte steuert das Gespräch nicht
mehr so stark und geht auch auf die Wünsche des Mitarbeiters ein.
Eine echte Auseinandersetzung kann stattfinden.
das nondirektive Gespräch
Das nondirektive Gespräch ist dadurch gekennzeichnet, dass der
Vorgesetzte das Gespräch nicht nach eigenen Vorstellungen steuert,
sondern nach dem, was er den Äußerungen des Mitarbeiters entnehmen
kann.
belangloses Geplaudere
Beim belanglosen Geplaudere bleiben zentrale Vorstellungen, Wünsche
oder Befürchtungen unausgesprochen. Das Gespräch bleibt an
der Oberfläche.
qualifizierte Beratung / Coaching
Hier geht der Vorgesetzte auf die persönlichen Belange des Mitarbeiters
präzise ein, bestimmt allerdings den Verlauf des Gespräches.
4.)
Mitarbeitergespräche
Es gibt eine Reihe an verschiedenen Anlässen,
warum Sie mit einem Mitarbeiter ein Gespräch führen können. Evtl.
müssen Sie Kritik oder Feedback geben, evtl. entwickeln Sie mit
dem Mitarbeiter einen Bildungsplan oder wollen ihn einfach informieren.
Im Folgenden gehe ich auf die einzelnen Formen eines Mitarbeitergespräches
ein.
Informationsgespräch
Beim Informationsgespräch handelt es sich nicht um ein Gespräch
im eigentlichen Sinne. Es handelt sich hier um eine Einwegkommunikation,
in der die Mitarbeiter Informationen vom Vorgesetzten bekommen.
Sofern die Führungskraft dazu bereit ist, kann aber auch aus diesem
Gespräch eine Wechselkommunikation gestaltet werden.
Die Führungskraft möchte beim wechselseitigen Informationsgespräch
z. B. folgendes erfahren:
- dass der Mitarbeiter die Information richtig verstanden hat
- wie der Mitarbeiter über die Informationen denkt
- welche Konsequenzen der Mitarbeiter für sich in diesen Informationen
sieht
- ob es Maßnahmen gibt, die sich aus diesen Informationen ableiten
lassen
Zielvereinbarungsgespräch
Das Zielvereinbarungsgespräch ist eines der wichtigsten Werkzeuge
einer Führungskraft. Der Mitarbeiter soll dabei die Möglichkeit
haben, Ziele mit beeinflussen und gestalten zu können. Er bekommt
bei der Zielvereinbarung auch die Kompetenz und die Verantwortung
übertragen, selbstverantwortlich, ggf. mit Unterstützung, diese
vereinbarten Ziele zu erreichen. Da die Zielerreichung im Vordergrund
steht und nicht der Weg, hat der Mitarbeiter einen großen Freiraum,
wenn es darum geht, wie er diese Ziele erreichen will. Im Hinblick
auf die Ziele kann der Vorgesetzte auch den Mitarbeiter unterstützen,
wo dieser Unterstützung braucht. Zwischenergebnisgespräche werden
dabei genutzt, um den aktuellen Stand der Zielerreichung zu erfahren
und ob der Mitarbeiter ggf. Unterstützung benötigt. Die Ziele,
die der Motivation und gleichzeitigen Steuerung von Mitarbeitern,
Abteilung oder Projekt dienen und die gemeinsam vereinbart werden,
müssen vorbereitet werden.
Dabei ist es wichtig, unterschiedliche Ebenen zu bedenken:
- Möchten Sie mit dem Mitarbeiter Einzel- oder auch Gruppenziele
vereinbaren?
- Leiten Sie die individuellen Ziele für den Mitarbeiter aus seinen
wesentlichen Aufgaben und Arbeitsinhalten für das kommende Jahr
unter Berücksichtigung der Unternehmens- bzw. Bereichs-/Abteilungs-/Projektziel
ab?
- Welche angestrebten persönlichen Entwicklungen und/oder Arbeitsschwerpunkte
sollen aus diesen Aufgaben/Arbeitsinhalten für das nächste Jahr
hervorgehoben werden?
Erklären Sie Ihrem Mitarbeiter den Sinn und Zweck des Zielvereinbarungsgespräches.
Verabreden Sie im Vorfeld einen Gesprächstermin. Weisen Sie dabei
den Mitarbeiter auf die Themen hin, die Sie ansprechen wollen,
damit er sich darauf einstellen und vorbereiten kann. Bereiten
Sie das Gespräch sorgfältig vor. Bereiten Sie Informationen ggf.
schriftlich auf.
Folgende Anregungen für ein Zielvereinbarungsgespräche habe ich
für Sie:
- Ziele im Aufgabenbereich des Mitarbeiters (z. B. zur Steigerung
der Ergebnisse)
- Ziele, die der Mitarbeiter für seine berufliche Entwicklung
hat
- Ziele, die in Richtung Peronalentwicklung und Bildungsmaßnahmen
gehen (z. B. Fortbildungen)
Bei der Durchführung des Zielvereinbarungsgespräches ist es notwendig,
vor einen gemeinsamen Informations- und Meinungsstand herzustellen,
auf dem aufbauend die Ziele vereinbart werden (z. B. Einigkeit
bei den Stärken und Entwicklungsfeldern des Mitarbeiters). Die
Ergebnisse werden schriftlich festgehalten und liegen nach dem
Gespräch Ihnen und dem Mitarbeiter unterschrieben vor. So kann
die Einhaltung des Ergebnisses verfolgt und überprüft werden,
ggf. muss nachgesteuert werden. Die Zielvereinbarung ist nicht
als Gesetz sondern als motivierende Absprache zu sehen - aber
dennoch verbindlich.
Das Ergebnisgespräch
Das Ergebnisgespräch baut logisch auf das Zielvereinbarungsgespräch
auf. Es wird jedoch nicht nur ganz am Ende eines Prozesses geführt,
sondern auch begleitend, um Zwischenergebnisse mitzubekommen und
festzuhalten. Nur dann, wenn diese Zwischenergebnisse bei Zeiten
bekannt sind, kann auch noch eine Richtungskorrektur vorgenommen
werden. Damit es nicht irgendwann zu einer "großen Abrechnung"
kommt, sollten diese Gespräche öfters geführt werden. Auch in
diesem Gespräch gilt: Führen Sie einen Dialog. Wenn die Vorstellungen
zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten nicht übereinstimmen, dann
ist es gut sich mit den Gründen der unterschiedlichen Bewertung
und Sichweisen auseinander zu setzen. So kann durch den Dialog
auch hier eine Annährung stattfinden, d. h. beide Seiten rücken
ein bisschen von ihrem Standpunkt ab, um eine Begegnung möglich
zu machen.
Problemgespräch
Das Problemgespräch ist eine Ergänzungsform zum Ergebnisgespräch.
Das Problemgespräch wird geführt, wenn es zu Schwierigkeiten und
Problemen kommt, die ein rasches Einschreiten erforden. Dabei
ist das Problemgespräch eher vergangenheitsorientiert.
Zu berücksichtigen ist:
- ein vorliegender Zustand weicht von eimem gewünschten, in der
Vergangenheit vereinbarten Zustand ab
- die gegenwärtige Situation wird von allen oder einem Teil der
involvierten Personen als nicht befriedigend empfunden
- es besteht bei allen involvierten Personen die Bereitschaft,
Tatbestände so darzustellen oder darstellen zu wollen, wie sie
sind
- es wird auf ein Gewinner-Verlier-Spiel verzichtet. Ansonsten
muss das Gespräch abgebrochen werden und im Rahmen eines Konfliktgespräches
die Beziehung geklärt werden
Bildungsgespräch
Beachten Sie, dass das Bildungsgespräch nicht mit dem Zielvereinbarungsgespräch
zu verwechseln ist. Im Bildungsgespräch werden konkrete Kleinziele
vereinbart. Diese Kleinziele sind so etwas wie Lernziele für den
Mitarbeiter. Dabei geht es nicht darum, dass diese Lernziele vom
dem Vorgesetzten vorgegeben werden. Der Vorgesetzte dient als
Gesprächspartner, um den Mitarbeiter anzuregen sich zu diesem
Thema Gedanken zu machen. Nur dann, wenn der Mitarbeiter eine
innere Ausrichtung für die Maßnahme entwickelt hat, ist eine Ausschöpfung
des Lernpotentials gewährleistet.
Transfergespräch
Nach einer Bildungsmaßnahme ist der Ruf nach dem "Transfer" immer
relativ laut und wie denn nun die Therie in die Praxis überführt
werden kann. Hierbei müssen der Vorgesetzte und der Mitarbeiter
erkennen, dass die Stellschrauben für den Erfolg in den eigenen
Händen liegen. Ggf. müssen Sie auch etwas mutig sein das Gelernte
in die Praxis zu überführen.
Es macht Sinn nach folgenden Punkten zu schauen:
- was wurde an Erfahrungen gesammelt
- welche neuen Ideen mitgebracht wurden
- wie die Impulse in die Praxis übernommen werden können
- welche Freiräume der Mitarbeiter zum Umsetzen benötigt
- welche Rückendeckung der Mitarbeiter von seinem Vorgesetzten
benötigt
- welche Maßnahmen für die Umsetzung ergriffen werden
Auf diese Weise kann der Transfer optimal und angepasst an das
Umfeld stattfinden. Das Transfergespräch ist also ein Gespräch,
wie man das in der Theorie gelernte, in die Praxis umsetzen kann.
Delegationsgespräch
Aufgaben zu Delegieren gehört zum Tagesgeschäft einer Führungskraft.
Dabei gibt es einige Punkte, die bei einer Delegation beachtet
werden sollten:
- geschieht die Delegation als übertrag im Funktionsrahmen? Dann
braucht der Mitarbeiter auch das Zeitfenster, um die Aufgaben
erledigen zu können
- geschieht die Delegation als Job-Enrichment zur Mitarbeiterentwicklung?
Das sollte auch von dem Mitarbeiter so empfunden werden - sonst
bringt es nichts
- geschieht die Delegation um ihn nach außen hin sichtbar zu machen;
zu fördern? Dann sollte es auch vom Mitarbeiter mitgetragen werden
- wird neben der Aufgabe auch die Verantwortung und die Kompetenz
dazu übertragen?
- weiß der Mitarbeiter, was er tun soll?
- weiß er, warum er es tun soll?
- weiß er, bis wann er die Aufgabe erledigt haben soll?
- weiß er wie oder mit welchen Hilfsmitteln er die Aufgabe erledigen
soll?
Es geht nicht darum, alles bis in Kleinste vorzugeben oder zu
planen. Man kann auch Freiräume deligieren - dem Mitarbeiter müssen
dann aber auch diese Freiräume klar sein.
Entscheidungsgespräch
Eine Entscheidung muss getroffen werden, wenn in der Zukunft etwas
anders sein soll als in der Gegenwart. Eine Entscheidung findet
immer zwischen mehreren Alternativen statt - also mindestens drei
- ansonsten ist es keine Entscheidung mehr.
- bei einer Alternative handelt es sich um ein Ergebnis. Es gibt
keine Wahl
- bei zwei Alternativen handelt es sich um ein Dilemma, bei dem
die Wahl auf das geringere übel fällt
- bei drei Alternativen ensteht eine Vielfalt, durch die eine
Wahlfreiheit entsteht
Je mehr Alternativen - desto besser die mögliche Qualität. Beim
Entscheidungsgespräch legt man sich auf eine Vorgehensweise /
Alternative fest. Hierbei muss der aktuelle Ist-Zustand und de
gewünschte Zielzustand klar definiert sein. Bei den möglichen
Alternativen muss das Für und Wider abgewägt werden.
Feedbackgespräch
Um Feedback zu geben gibt es viele Gründe. Ein Form des Feedbackgespräches
ist übrigens auch das Zwischen- und Ergebnisgespräch. Dieses Gespräch
bezieht sich in der Regel auf sehr sachliche Aspekte auf der Grundlage
der Zielvereinbarung. Wird es durchgeführt, weil man mit etwas
sehr zufrieden war, dann ist es ein "Anerkennungsgespräch". Die
persönliche Entwicklung wird refklektiert. Wird es durchgeführt,
weil man unzufrieden ist, dann ist es wohl eher ein Problem- oder
Konfliktgespräch.
Feedback ist:
- jede Mitteilung, die andere darüber informiert, wie ihr Verhalten
von mir wahrgenommen, verstanden und erlebt wurde
- jede Mitteilung, die andere darüber informiert, welche Absichten,
Ziele, Wünsche und Gefühle ich ein einer bestimmten Situation
habe
- jede Rückmeldung (verbal und nonverbal) über die Wirkung meines
Verhaltens auf andere
So können Sie auf eine kunstvolle Art Feedback geben:
- sagen Sie Ihrem Mitarbeiter, dass Sie ihm Feedback geben müchten
bzw. fragen Sie nach der Erlaubnis Feedback geben zu dürfen
- beziehen Sie sich auf selbst beobachtete Dinge, was Sie erlebt,
gehört und beobachtet haben und wie es auf Sie gewirkt hat
- sprechen Sie in der Ich-Form
So sollte Feedback entgegengenommen werden:
- zuhören
- das Gehörte "einfließen" lassen
- nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wurde
- wenn Sie nicht mehr aufnahmefähig sind - sagen Sie rechtzeitig
"halt"
Beziehungs-/Konfliktgespräch
Das Konfliktgespräch ist wie bereits erwähnt eine Unterform des
Feedbackgespräches. Der Anlass ist, dass Sie über etwas unzufrieden
sind. Darüber hinaus möchten Sie natürlich auch irgendetwas verändern
oder abstellen. Prinzipiell gelten auch hier die Regeln des Feedbackgespräches.
Verzichten Sie auf den Begriff "Schuld" - das heizt die Stimmung
auf unkonstruktive Art und Weise an. Der Gesprächspartner könnte
auch eine Bestrafung hierdurch befürchten. Stattdessen wählen
Sie besser Begriffe, wie "Ursache" oder "Konflikt". (Ursache -
Konflikt - Lösung)
5.) Konfliktursachen
und Lösungsmöglichkeiten
a) selektive Wahrnehmung
Warum nehmen wir bestimmte Ereignisse, Personen, Dinge, Probleme
etc. eigentlich verschieden auf? Ganz einfach - weil wir selektiv
wahrnehmen. Ständig reduzieren wir die Komplexität um uns herum,
in dem wir unangenehme Dinge ausblenden oder überhören, angenehme
Dinge heranholen oder die Informationsüberfülle durch eigenen
Perspektiven zerschneiden. Damit wird schnell klar, dass es eine
objektiv erkennbare Wirklichkeit nicht gibt. Wir bewerten individuell
(unser eigenes Weltbild liegt bei unseren Beurteilungen zugrunde).
Unser "Weltbild" liegt dabei verschiedenen Faktoren zugrunde,
wie z. B. Sozialisation (Erziehung, Erfahrungen in Familie, Schule,
Arbeit... etc.), Empfindungen und Gefühle (Sympathie, Antipathie,
Liebe etc.) und der Situation / Kontex. Sie sollten erkennen,
dass unsere gesamte Wahrnehmung subjektiv ist.
Aus dieser Erkenntnis sollten Sie im Optimalfall folgende Konsequenzen
ziehen:
- Toleranz
- Verantwortung
- Selbstreflexion
- Bereitschaft zum Dialog und Konfliktbewältigung
Beziehungsstörungen ergeben sich immer dann, wenn ich den anderen
anders wahrnehme als er sich selbst. Wenn wir Personen kennen
lernen tendieren wir dazu, diese Personen erst einmal in "Schubladen
zu stecken". Das kann für diese Personen sowohl negativ als auch
positiv sein. Jedenfalls ändern wir (wenn überhaupt) unsere Einstellungen
diesen Personen gegenüber nur tröpchenweise. Man sollte beachten,
dass man seine eigene Einstellung (bzgl. einer Person) auch oft
auf diese entsprechende Person projektiert (aus diesem Grund ist
eine ablehnende oder zustimmende Haltung in den meisten Fällen
beidseitig).
Darüber hinaus will ich Ihnen noch zwei Phänomene, die sicherlich
die meisten aus der Praxis kennen, vorstellen:
Halo-Effekt
Beim Halo-Effekt überstrahlen Sympathie oder Antipathie positive
oder negative Eigenschaften einer Person. Jmd. den ich mag verzeie
ich eher einen Fehler als einer Person, die ich nicht mag.
Einfrieren
Hier wird davon ausgegangen, dass einmal vorhandene Anlagen oder
Verhaltensweisen von Personen sich nicht ändern, z. B. "Wer einmal
lügt, dem glaubt man nicht, auch..." - kennt jeder, denke ich.
Bachten Sie, dass wenn Sie nur lückenhafte Informationen besitzen
(ist fast immer so), Sie auf Vermutungen angewiesen sind. Machen
Sie sich bewusst, dass Vermutungen keine Fakten sind. Diese Vermutungen
können durchaus auch falsch sein (z. B. "wer mich nicht grüßt,
der mag mich nicht..." - vielleicht war die Person auch nur gerade
mal geistig abwesend und ist ansonsten begeistert von Ihnen).
b) Kommunikation steuern - aber wie?
Angesicht der vielen Störungspotentiale erscheint ein reibungsloser
Kommunikationsprozess als eher unwahrscheinlich. Dennoch gibt
es Methoden, Verfahren etc., welche die Kommunikation verbessern
können.
Die wichtigsten sind:
- Feedback
- aktives Zuhören
- Metakommunikation (Kommunikation über die Kommunikation)
c) das Johari-Fenster
Sie als Führungskraft haben das Ziel, Ihre Mitarbeiter permanent
weiter zu entwickeln, zu fordern und zu fördern. Durch Feedbackgspräche
teilen Sie dem Mitarbeiter mit, wie Sie ihn als Führungskraft
sehen, beobachten, erleben, einschätzen (Stärken und Schwächen)
etc. Oft beobachten Sie dabei Verhaltensweisen oder andere Dinge,
die dem Mitarbeiter bei sich selber unbekannt sind. Zwei amerikansiche
Sozialpsychologen (Joe Luft und Harry Ingham) haben hierzu ein
grafisches Modell entwickelt, das die Veränderungen von Selbst-
und Fremdwahrnehmung im Verlaufe eines Feedbackprozesses darstellt.
Dieses Modell benannten Sie in "Johari-Fenster". Das Fenster umfasst
dabei alle Verhaltensvereiche einer Person und dient zur Verkleinerung
des sog. "blinden Flecks".
Beschreibung des Johari-Fensters:
Quadrant A
= öffentliche Person. Beschreibt das Verhalten, das einem selber
sowohl anderen klar ist. Z. B. Brillenträger, Raucher, Dialekt
etc.
Quadrant B
= private Person. Kennzeichnet Verhalten und Motive, die mir selber
klar sind - jedoch nicht anderen bekannt gegeben werden. Z. B.
private oder persönliche Dinge, die verborgen werden. Für Sie
als Führungskraft heißt das: Finger weg aus diesem Bereich!!!
Quadrant C
= blinder Fleck. Beim blinden Fleck sind anderen meine Verhaltensweisen
klar - jedoch mir selber nicht. Für Sie als Führungskraft heißt
das: an diesen Bereich dürfen und müssen Sie ran. Ihr Ziel ist
es diesen blinden Fleck bei den Mitarbeitern zu verkleinern; Dinge
die Ihren Mitarbeitern nicht bewusst sind ins Bewusstsein rufen!
Quadrant D
= unbekannt/unbewusst. Dieser Bereich ist weder mir nur anderen
bewusst. Für Sie als Führungskraft bedeutet dies: Weder Ihrem
Mitarbeiter, noch Ihnen sind entsprechende Dinge bewusst - insofern
besteht hier auch keine Erfordernis zu handeln.
Durch Feedback erahlten wir einen Abgleich zwischen dem Bild,
das wir selbst von uns haben (Selbstbild) und dem Bild, das andere
von uns haben (Fremdbild). Oft stellen wir zwischen beiden Bildern
erhebliche Differenzen fest. Der Grund hierfür sind Phantasien,
die wir ständig erzeugen, da wir immer einen unvollkommen Informationsstand
haben: Phantasien über andere, Phantasien über Phantasien, die
andere über uns haben könnten etc.
d) aktives Zuhören
Aktives Zuhören ist eine Form der Aufmerksamkeit und Wertschätzung
gegenüber des Senders. Zuhören bedeutet in diesem Zusammenhang
vor allen Dingen zuhören zu wollen. Das Zuhören soll für den Sender
zudem sichtbar sein, z. B. durch zustimmendes Nicken, Zuwendung,
Blickkontakt etc. Daneben kann beim aktiven Zuhören das vom Sender
gesagte vom Empfänger mit eigenen Worten wiederholt werden. Das
drückt zum einen Interesse aus, zum anderen kann festgestellt
werden, ob das Gesagte so verstanden wurde, wie vom Sender gewünscht.
Mögliche Fehler beim aktiven Zuhören sind:
- unangebrachte Übertreibungen ("Das ist ja entsetzlich!")
- untertreiben ("Das ist doch halb so schlimm!")
- ablenken ("Das erinnert mich an...")
- ausfragen und bloßstellen ("Warum haben Sie das getan?")
- Ratschläge geben ("Nach meiner Auffassung sollten Sie erst einmal...")
- interpretieren, analysieren, d. h. Motive und Absichten unterstellen
("Sie sind wohl eifersüchtig!")
Die 10 Gebote des aktiven Zuhörens (nach Davis):
1. Nicht sprechen
2. Den Gesprächspartner entspannen
3. Zeigen Sie, dass Sie zuhören möchten
4. Halten Sie Ablenkung fern
5. Stellen Sie sich auf den Gesprächspartner ein
6. Geduld
7. Beherrschen Sie sich!
8. Sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen (z. B. durch
Vorwürfe / Kritik)
9. Stellen Sie Fragen
10. Nicht sprechen
Die Natur gab dem Menschen zwei Ohren zum hören und ein Mund zum
sprechen - ein dezenter Hinweis, dass man mehr zuhören als sprechen
sollte. Das Gleiche gilt für Fragen - man sollte mehr Fragen statt
sagen. Durch richtiges Fragen erfährt man vom Gesprächspartner
dessen Kenntnisse, Meinungen und Motive. Durch Fragen lässt sich
auch der Gesprächsverlauf beeinflussen. Durch Fragen wird der
Gesprächspartner aktiv und die Thematik wird konkretisiert. Es
empfiehlt sich zudem hauptsächlich offene Fragen zu stellen, da
diese dem Gesprächspartner mehr Spielraum für eine Antwort geben.
Im Feedbackgespräch sollten Sie so weit als möglich auf Suggestivfragen,
geschlossene Fragen und Alternativfragen verzichten - hierbei
manipulieren Sie Ihren Gesprächspartner oft zu sehr.