Stellen Sie sich die Situation vor, dass Sie
morgen ein (neues) Team übernehmen. Unterlegen Sie bitte nicht
dem Irrtum, dass Sie morgen eine Ansprache halten und das danach
alles so läuft, wie Sie es möchten. Des Weiteren rechnen Sie mit
der Möglichkeit, dass Sie nicht aus dem Stand AUF DAUER im Teamranking
auf Platz 1 liegen werden. Ein gutes (highperformer) Team benötigt
Zeit für Entwicklung. In dieser Entwicklung haben Sie die Aufgabe
mehrere Phasen zu durchleben und zu begleiten. Folgend gehe ich
nun näher auf diese einzelnen Phasen zur Teamentwicklung ein.
Hier geht es hauptsächlich noch um das Kennenlernen.
Die einzelnen Mitglieder Ihres Teams müssen sich und Sie noch
beschnuppern - das Gleiche gilt übrigens auch für Sie. Oft findet
man hier ein Gefühl von Unsicherheit. Für die Teammitglieder
stellen sich hier eine Vielzahl an Fragen:
- wer sind die Anderen? Was weiß ich von Ihnen? Kenne ich jemanden?
- was wissen die anderen von mir? Wie finden Sie mich? Akzeptieren
Sie mich?
- welche Regeln gelten in der Gruppe? Wie wird miteinander gesprochen?
Wie offen darf man sein?
- wer hat was zu sagen (im Team / in der Gruppe)? Habe ich was
zu sagen?
- welches Ziel gibt es? Welche Aufgabe haben wir? Wird etwas
Bestimmtes erwartet?
Durch diese Unsicherheiten tendieren die Teammitglieder
oft zu folgenden Verhaltensweisen:
- Zurückhaltung üben und die anderen beobachten
- Versuch die eigenen Unsicherheiten nicht zu zeigen
- von der Schokoladenseite zeigen
- evtl. draufgängerisch zu wirken (Flucht nach vorne)
- Versuch die anderen einzuordnen / in Schubladen zu stecken
- nach Verhaltensregeln und Anweisungen suchen
- abhängig sein von der Führungskraft / Teamleiter, der sagt,
was getan werden soll
- nach Zustimmung (Verbündeten) suchen
Die offene Situation in einer neu gebildeten Gruppe erzeugt
Unsicherheit und Angst. Das Verhalten der Teilnehmer wird durch
Bedürfnisse nach Orientierung und Sicherheit bestimmt.
3.) Phase
2: Konfrontationsphase
Nach der überwindung der ersten Unsicherheit
wird ein Teil der Zurückhaltung aufgegeben. Die Teammitglieder
beginnen ihr alltägliches Verhalten zu zeigen. Ab jetzt sucht
jeder seinen Platz in der Gruppe - zuweilen werden um (Gruppen)Positionen
regelrechte Kämpfe ausgetragen. Diese Phase kann realtiv lange
andauern.
Die Gruppenmitglieder tendieren zu folgenden Tendenzen:
Kampf
Beim Versuch eigene Vorschläge durchzusetzen werden z. T. wenig
Kompromisse eingegangen. Oft hören sich die Teammitglieder nicht
einmal richtig zu. Der Andere wird als Gegner erlebt.
Flucht
Einige Teammitglieder empfinden diese Auseinandersetzungen als
unerträglich und ziehen sich zurück. Folgende Rückzugsformen
können sich dabei finden:
- die Gruppe wird physisch verlassen (z. B. weggehen)
- die Gruppe wird psychisch verlassen (z. B. abschalten)
- die Schwierigkeiten werden ganz einfach geleugnet (z. B. Thema
wechseln)
Bildung von Untergruppen
Die Teammitglieder schließen sich mit Gleichgesinnten zusammen,
es kommt zur sog. Grüppchenbildung. Die einzelnen Gruppen werden
dabei höchstwahrscheinlich rivalisieren.
Auseinandersetzungen um die Stellung des Einzelnen, um Macht,
um Normen etc. bestimmen das Gruppenleben. Die Teilnehmer tendieren
zu Kampf, Flucht und zur Bildung von Untergruppen.
4.) Phase
3: Harmoniephase
Wenn die Auseinandersetzungen um die Gruppenstruktur
zu Entscheidungen geführt hat, wenn Kompromisse geschlossen
wurden, wenn die Bereitschaft sich zu verständigen größer war
als das Bedürfnis zu siegen, kann eine neue Entwicklung eintreten.
Das erreichen dieser Phase können Sie folgendermaßen erkennen:
- die Teammitglieder beginnen von "wir" zu sprechen
- abweichende Verhaltensweisen anderer werden akzeptiert
- die Gruppe erlebt Spaß
- die Arbeitsfähigkeit nimmt zu
- man kann sich bei Entscheidungen rasch einigen
- das Gruppenleben wirkt harmonisch
Diese Harmonie beruht aber leider z. T. darauf, dass Konflikte
vermieden werden. Negative Gefühle zueinander sind meistens
tabu. Allerdings leben in dieser Phase viele Teammitglieder
ihre eigentliche Persönlichkeit nicht aus. Das kann auf Dauer
zu Spannungen führen. Ebenfalls kann die Teamentwicklung in
dieser Phase irgendwann mit der Stagnation beginnen. Hier muss
darauf ausgepasst werden, dass die Gruppe nicht wieder in die
Konfrontationsphase abdriftet.
5.) Phase
4: Wachstumsphase
Wenn eine Gruppe sich weiterentwickeln soll,
müssen die Teilnehmer bereit sein, auch negative Gefühle und
Konflikte zu akzeptieren. Vor allem aber müssen die Teammitglieder
in der Lage sein über ihre Beziehungen zueinander reden zu können.
In dieser Phase wird Ihr Team zum regelrächten Selbstläufer.
Das Team hat die Fähigkeit sich dauerhaft selbst zu motivieren
und ist an permanenten Weiterentwicklungen und guten Ergebnissen
interessiert. Teams in dieser Phase haben die Fähigkeit auf
Dauer Spitzenpositionen in Teamrankings zu erreichen.