Intro Call-Center-Teamleiter
Der Teamleiter. Eine Position auf unterster Führungsebene
mit dem direkten Ohr an und in der Mannschaft und der Berichtsebene
in Richtung Management. Wie sich jeder sicherlich denken
kann bringt diese Position damit eine Menge an Herausforderungen
und Flexibilitätsansprüchen mit sich. Managemententscheidungen
müssen im Team umgesetzt werden; die Auswirkungen auf
entsprechende Entscheidungen spürt der Teamleiter sofort
und unmittelbar - und das führt nicht selten zu Konflikten.
Einerseits verpflichtet loyal und zieleorientiert Vorgaben
umzusetzen (auch wenn es sich um unpopuläre Vorgaben
handelt); andererseits muss er hierbei in der Lage sein
das Team auch bei solchen Entscheidungen und Vorgaben mitzunehmen.
Letztendlich wird das Team Entscheidungen , Vorgaben und
Maßnahmen entsprechend umsetzen müssen. Und hiervon
ist ein Teamleiter weitgehend abhängig und auch für
alle Ergebnisse verantwortlich. Ein Teamleiter wird nicht
hofiert, wenn die Leistungen des Teams nicht den Vorgaben
entsprechen; ganz egal wie stark seine individuelle Performance
ist. Zeigt das Team aber starke Leistungen hat ein Teamleiter
in der Regel ein ziemlich gutes Leben. Das Team wie eine
Mauer hinter sich zu haben und nach oben hin gut zu gefallen
ist in der Praxis häufig ein großer Spagat. Der
Erfolg von gestern kann bei Misserfolgen, in Richtung Management,
heute schon nichts mehr wert sein; mit einer einzigen ungeschickten
Kommunikation oder Handlung kann man zudem auch das Team
gegen sich aufbringen. D. h. man kommt sich im Tagesgeschäft
häufig wie auf einem Drahtseil vor auf dem man immer
in der Lage ist flexibel hin und her zu schwingen und sich
dabei immer wieder auszubalancieren. Nichts ist vergänglicher
als Erfolg - aber es ist auch schön Erfolge feiern
zu dürfen.
Flexibilität ist das Stichwort. Die große Herausforderung
und auch das interessante an dem Job ist die Abwechslung,
die Kreativität und die Vielseitigkeit die man an den
Tag legen muss. Das beginnt schon bei der Kommunikation
bzw. Sprache, insbesondere die Nutzung von Wörtern.
Spricht man in Richtung Management redet man z. B. häufig
von Gaps, Impacts, High, Lows. In Richtung Team dann eher
von Zielabweichungen, Auswirkungen und Maßnahmen,
von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Dingen wie z.
B. Kennzahlen.
Als Teamleiter muss man in der Lage sein Dinge gesamtheitlich
betrachten können. Man benötigt analytischen Sachverstand
um das Prinzip von Ursache und Wirkung zu verstehen. Wieso
ist es zu dem Ergebnis gekommen? Wie kann man eine Kennzahl
verbessern? Welche Maßnahme hat welche Auswirkungen?
Diese Analyse und Ableitungen zu diesen Fragen nimmt ein
Großteil des Tagesgeschäftes ein. Als Teamleiter
ist man aber niemals nur als Analyst oder Manager gefragt.
Man ist immer auch eine Art Partner für seine Teammitglieder.
Ihre Mitarbeiter erwarten von Ihnen, dass Sie immer für
alles offene Augen und Ohren haben - und das auch den ganzen
Tag über. Dabei wird man von seinen Mitarbeitern, oft
auch ungewollt, permanent beobachtet. Das beginnt schon
beim Dienstantritt. Wie hört sich heute das "Hallo",
"Guten Tag", "Guten Morgen" etc. vom
Chef an? Lächelt der Teamleiter ? Wie scheint er gelaunt
zu sein? Macht er irgendetwas anders als normal? Auch wenn
sie plötzlich mal mit Sorgen- oder Denkfalten vor dem
Rechner sitzen; die meisten Mitarbeiter haben ein sehr sensibles
Näschen dafür. Und - sie erwarten ein solchen
Näschen auch vom Teamleiter. Die meisten Mitarbeitern
erwarten, dass man mit Ihnen redet, wenn es Ihnen nicht
gut zu gehen scheint. Sie erwarten auch, dass man nach längerer
Abwesenheit (insbesondere Krankheit) sich einige Minuten
Zeit spezielle für sie zu einen Rückkehrgespräch
zeitnimmt. Sie erwarten auch, dass Sie Konflikte erkennen
und lösen (die häufigsten Themen sind dabei die
Klassiker "Fenster auf, Fenster zu", "Licht
an, Licht aus").
Apropos Konflikte. Hier erwartet in der Regel sowohl Management
als auch das Team ein klares, nachvollziehbares Konfliktmanagement;
und im Extremfall auch ein entsprechendes Konsequenzen-Management.
Für mich persönlich mit die unangenehmste Aufgabe
an dem Job.
Klarheit, Transparenz, Nachvollziehbarkeit. Ich denke ist
gibt kein Punkt, wo sich Mensch so einig sind wie hier.
Menschen möchten Dinge einschätzen und nachvollziehen
können. Ob Konflikt-/Konsequenzen-Management, Beurteilungs-
und Leistungsgespräche, Vorgehensweisen, Interpretation
von Kennzahlen, alltägliche Handlungen oder die Transparenz
warum etwas getan werden soll. Menschen mögen es nicht,
wenn sie Dinge nicht irgendwie einordnen können. Machen
Sie doch einfach mal einen ganz einfachen Versuch. Betrachten
Sie Ihr eigenes Begrüßungsritual zu Beginn /
zu Ende eine Schicht und ändern Sie es mal komplett
ab. Danach beobachten Sie mal Ihre Leute. Sie werden direkt
einen gewissen Grad der Verunsicherung feststellen.
Als Teamleiter ist man in Richtung Management hautsächlich
kennzahlen-, ziele- und ergebnisorientiert unterwegs während
man in Richtung Mitarbeiter sehr viel auf der menschlichen
Basis, auf der Beziehungsebene unterwegs sein sollte; natürlich
darf hierbei auch die Zieleorientiertheit nicht fehlen.
Und dieser Part ist wirklich sehr schwierig. Viele denken
hier an Mitarbeitermotivation und Kommunikation. Richtig.
Zwei wichtige Themen die niemals fehlen dürfen. Als
(guter) Teamleiter genießt man aber auch häufig
eine große Vertrauensrolle, die es zu erfüllen
gibt und wichtig - hier kann man sehr viel kaputt machen;
da sind wir nicht bei einem Business, Spiel oder sonst was
- das sind wir im Leben mit den wirklich elementar wichtigen
Dingen und dieser Verantwortung muss man sich bewusst sein.
Mitarbeiter werden ggf. im Vertrauen mit für Sie oder
auch objektiv sehr wichtigen Themen kommen. Das können
relativ einfache Dinge, wie wichtige Termine sein, die der
Mitarbeiter gerne wahrnehmen möchte (z. B. Hochzeit,
Geburtstag); aber da gibt es auch wirklich heftige Dinge,
wie z. B. Krankheiten, große private oder familiäre
Probleme. Das Spektrum reicht hier in die Unendlichkeit.
Hier ist man als Zuhörer gefragt, ggf. auch als Hilfesteller.
Aber Achtung. Sie sind kein Psychologe, keine Ehe-/Familienberater
oder Arzt und können und dürfen diese Jobs auch
nicht übernehmen. Unabhängig von Ihrer Fürsorgepflicht
können Sie aber Kontakte vermitteln oder auf professionelle
Hilfe hinweisen.
Ich hoffe, ich konnte an dieser Stelle schon mal einen groben
Einblick in die Handlungsfelder eines Teamleiters liefern.
Der Job ist für mich einer der interessantesten Jobs
in Sachen Vielseitigkeit und Flexibilität, die ich
mir persönlich vorstellen kann. Zudem hat man große
Verantwortung, kann im gewissen Maße kreativ sein
und kann Dinge für das Unternehmen und Menschen beeinflussen,
nach Möglichkeit natürlich verbessern. Aus diesem
Grund mache ich diesen Job auch nun schon über einem
Jahrzehnt. Auf dieser Seite, CC-Teamleiter.de, erhalten
Sie viele Informationen rund um den Job und ein paar Basics
für den Einstieg als Teamleiter. Wichtig ist aber -
es gibt über Führung so viel geschrieben, Workshops
und Seminare ohne Ende. Letztendlich erhalten Sie aber immer
"nur" Werkzeuge. Sie benötigen die Flexibilität
und das Fingerspitzengefühl möglichst oft das
passende Werkzeug einzusetzen und überhaupt über
viele Werkzeuge zu verfügen. Für die Menschenführung
oder der Umgang der Menschen miteinander gibt es niemals
ein Pauschalrezept. Meine Empfehlung ist, sammeln Sie Erfahrung
und Werkzeuge und die Weisheit diese passend einzusetzen.
Sie hauen ja auch nicht mit dem Hammer auf eine Schraube
(sollten Sie zumindest nicht); dafür gibt es ein passenderes
Werkzeug. Entwickeln Sie Ihren Stiel, behalten Sie dabei
aber immer die Flexibilität und das Bewusstsein, dass
wenn man A gesagt hat auch nicht zwangsläufig B sagen
muss. Jeder Mensch macht Fehler - auch Sie; und die darf
man auch mal eingestehen. Behandeln Sie andere Menschen
nicht so wie Sie behandelt werden möchten, behandeln
Sie ihn so, wie behandelt werden möchte (um rauszufinden,
was jemand möchte wäre miteinander reden schon
mal ein Anfang). Ehrliche Wertschätzung, Lob und Anerkennung
wird aber verbreitet schon mal sehr gerne gesehen.
Vergessen Sie aber nie, dass der Teamleiter niemals alleine
erfolgreich sein. Er wird immer in etwa so erfolgreich sein,
wie sein Team. Von daher - nicht nur die Mitarbeiter sind
abhängig von Ihnen, Sie sind mindestens genauso abhängig
von Ihren Mitarbeitern. Von daher - schauen Sie bei all
dem Leistungs- und Zieledruck (den kann man halt nicht einfach
abschaffen, das wissen aber auch Ihre Mitarbeiter - jedes
Unternehmen steht im Konkurrenzdruck und muss Geld verdienen),
dass es ihren Mitarbeitern gut geht und sie gerne zur Arbeit
kommen und ihren Job möglichst auch gerene machen.
Und wenn es einem Ihrer Mitarbeiter mal nicht gut geht -
reden sie mit ihm und lassen ihn nicht damit alleine. Ach
so - auch noch wichtig. Vergessen Sie Ihre Kunden und deren
Zufriedenheit nicht - von diesen werden Sie nämlich
bezahlt.
Viele Grüße an alle interessierten Leser
Stefan Schneider
Call-Center-Teamleiter